San Gimignano. Die mittelalterliche Kleinstadt zählt nicht einmal 8.000 Einwohner. Trotzdem gehört sie zusammen mit Florenz, Pisa und Siena zu den meistbesuchten Städten in der Toskana.
Umgeben von scheinbar endlosen Weinbergen thront der Ort auf einem der zahlreichen Hügel in der Provinz Siena.
San Gimignano – das „Manhattan des Mittelalters“
Wie die Wolkenkratzer im New Yorker Stadtteil Manhattan ragen die Geschlechtertürme von San Gimignano in den Himmel. Das hat der Kleinstadt den Beinahmen „Manhattan des Mittelalters“ oder „Manhattan der Toskana“ verschafft.
Im Mittelalter dienten die Türme wohlhabenden Patrizierfamilen als Wohn- und Verteidigungsanlage: Zum einen galten die Türme als Statussymbol, die Familien übertrumpften sich in Höhe und Größe gerne gegenseitig. Zum anderen hatten sie auch eine Schutzfunktion: Die kleine Kommune San Gimignano liegt zwischen dem damals kaisertreuen Siena und dem papsttreuen Florenz und war so immer wieder Angriffen anderer Städte ausgesetzt. Zudem bekämpften sich in San Gimignano die beiden Parteien der kaisertreuen Ghibellinen und der papsttreuen Guelfen auch gegenseitig.
Einst gab es in der Stadt über 70 Geschlechtertürme, überlebt haben immerhin 13 von ihnen.
Der höchste ist der 54 Meter hohe Torre Grossa. Er stammt aus dem Jahr 1311.
Aufstieg und Fall
Dank der verkehrsgünstige Lage an der Fernstraße Via Francigena, einem Pilger- und Handelsweg, brachte es San Gimignano zu Reichtum. Die Via Francigena verband die englische Stadt Canterbury mit Rom und den Häfen Apuliens.
Bereits seit 1100 wurde auf den Feldern rund um San Gimignano Safran angebaut. Zur damaligen Zeit wurde der Safran durch seine intensive Farbe vor allem zum Färben von Seidenstoffen verwendet.
Der Fall San Gimignanos begann, als die Via Francigena weiter in den Westen verlegt wurde. Die Pest, die San Gimignano im Jahr 1348 heim suchte, tat ihr Übriges dazu. Der Ort verarmte und ging an Florenz über.
Der Flair San Gimignanos – eine Zeitreise ins Mittelalter
Wenn man durch die Gassen schlendert, fühlt man sich wie auf einer Zeitreise in die Vergangenheit: Die Gebäude stammen ausschließlich aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Seit dem 14. Jahrhundert hat sich kaum etwas verändert.
Vielleicht hat San Gimignano sogar genau deswegen sein Stadtbild genauso behalten:
Im 14. Jahrhundert herrschte Cosimo I. de´Medici in Florenz. Er wies allerdings an, dass kein einziger Gulden in die Stadt investiert werden solle. Gerne hätten die Bewohner ihre Geschlechtertürme abgerissen, wie es auch in anderen Städten, beispielsweise in Lucca der Fall war. Ihnen fehlte jedoch schlichtweg das Geld.
Noch bis zum Ende des letzten Jahrhunderts war San Gimignano – zumindest unter Touristen – noch weitgehend unbekannt und wohl kein sonderlich schöner Ort. Seit 1990 gehört das Zentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mit Hilfe der Fördergelder restaurierte man die Fassaden möglichst originalgetreu.
Seit 1993 wird sogar die Tradition des Safrananbaus wiederbelebt.
San Gimignano mit dem Wohnmobil
Ganz in der Nähe gibt es einen Campingplatz:
Camping Boschetto di Piemma
Località Santa Lucia 38
53037 San Gimignano
Telefon: +39 0577.907134
E-mail: info@boschettodipiemma.it
San Gimignano ist gut zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen ist. Zudem gibt es eine Busverbindung zwischen dem Campingplatz und der Stadt.
9 Dinge, die man in San Gimignano erleben muss
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Einen Geschlechterturm erklimmen
Es ist schon ein Erlebnis, den Torre Grossa – den „Dicken Turm“ zu erklimmen. Mit 54 Metern ist er der höchste Turm der Stadt. Er bietet sich eine wunderbare Aussicht über den historischen Stadtkern und in das Val d’ Elsa. Bei gutem Wetter kann man sogar bis zu den Apuanischen Alpen im Nord-Westen der Toskana sehen. (Eintritt: 5,00 €)
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Den Flair an der Piazza della Cisterna genießen
Der wohl schönste Platz in San Gimignano ist die Piazza della Cisterna. Im Zentrum findet man – unübersehbar – einen alten Brunnen. Die Zisterne stammt aus dem Jahr 1273.
Direkt an der Piazza steht die Kirche Collegiata di San Gimignano. Sie ist für ihre beeindruckenden Fresken bekannt. Zudem gibt es an der Piazza della Cisterna viele Restaurants und Cafés.
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Weltmeister-Eis in der “Gelateria di Piazza” essen
Wenn eine Eisdiele am Eingang unübersehbar damit wirbt, „Eisweltmeister“ zu sein liegen die Erwartungen natürlich hoch. Sehr hoch. Klar, dass ich da nicht vorbei gehen kann, ohne das Eis zu kosten. Und in der Tat: das „Gelato“ vom Eis-Weltmeister Sergio Dondoli ist unübertroffen gut! Ein paar Geheimnisse der Eismacher-Kunst verrät der Meister sogar in seinen Kursen. “Gelateria di Piazza” – Piazza della Cisterna 4
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Nichts für Kinder – Hier wird´s gruselig:
Heute wirken die schmalen Gassen mittelalterlicher Städte auf uns durch die Bank heimelich und romantisch. Die dunklen Seiten des Mittelalters blenden wir gerne aus. Welche Grausamkeiten es zu jener Zeit gab, zeigen das Foltermuseum und das Museum der Todesstrafe. Gänsehaut garantiert, nichts für Schwache Nerven und Kinder!
“Museo della Tortura” und “Museo della Pena die Morte”
Eintritt: 10,00 € für beide Ausstellungen zusammen
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Für Weinliebhaber: Museo del Vino della Vernaccia
Im Museo del Vino della Vernaccia, dreht sich alles um den regionalen Vernaccia. Der Eintritt ist kostenlos, lediglich die Weinverkostung wird berechnet.
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Ein Glas Vernaccia genießen
Vernaccia ist der für die Region typische Wein: ein trockener, weißer Tropfen.
Auch ohne vorher das Museo del Vino della Vernaccia besucht zu haben, kann man sich ein Gläschen gönnen.
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Nach so viel Trubel: Altstadtmauer und Nebengassen
So sehenswert das Stadtzentrum auch ist, so voll ich es auch. Die kleinen Nebengassen sind richtige Oasen der Ruhe. Auch bei einem Spaziergang an der alten Stadtmauer entlang kann man den Massen entfliehen.
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San Gimignano am Abend erleben
Am Abend, wenn die Tagestouristen wieder in ihren Bussen sitzen, verändert sich die Stimmung in der Stadt: die Hektik ist verschwunden und das warme Abendlicht trägt sein Übriges zur Stimmung bei.
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Eine Wanderung in der Umgebung
In der Umgebung rund um San Gimignano und Montauto gibt es einige schöne Wanderwege. Die Landschaft ist entspricht dem, was man von der Toskana erwartet: Weinberge, Zypressenalleen, Olivenhaine. Durch die sanften Hügel sind die Anstiege stets moderat und für jeden machbar.
Wohnmobil-Reise durch die Toskana: hier geht´s weiter nach Siena!
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