Reisebericht: Die Fränkische Schweiz mit dem Wohnmobil

Geschwungene Täler, sanfte Hügel, bizarre Felsen. Dazwischen romantische Dörfer und gemütliche Kleinstädte.
Jahrhunderte alte Schlösser, Burgen und tiefe Höhlen. Ein Paradies für Kletterer, Wanderer und Bier-Liebhaber. – Das ist die Fränkische Schweiz.

Der kleine und urige Gebirgszug rund um das Wiesenttal liegt im Norden Bayerns, im Städtedreieck zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg.

Für einen Tagesausflug oder ein Wochenende mit dem Wohnmobil fahren wir häufig in die Fränkische Schweiz, zum Wandern, in die Thermen nach Obernsees und Bad Staffelstein. Manchmal bin ich im Sommer mit Freunden zum Klettern in „der Fränkischen“ unterwegs.

Die Fränkische Schweiz, das Wohnmobil und: ich.

Diesmal wird es für mich aber ein besonderer Trip: Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich alleine mit dem Wohnmobil unterwegs. Nur die Hunde sind dabei.
Ich muss zugeben, etwas aufgeregt bin ich ja schon: Einparken ohne Einwinken und alleine im Wohnmobil übernachten, mal sehen wie das wird.

Keine Angst hingegen habe ich vor den Sträßchen, die in der Fränkischen manchmal doch etwas eng und steil sein können. Das werde ich schon meistern.

Für mein langes Wochenende (ich habe noch Resturlaub aus dem vergangenen Jahr) habe ich mir vorgenommen, mich einmal mit der Fränkischen als Urlaubsregion zu befassen und sie zu entdecken.

Die Anfänge des Tourismus

Die Fränkische Schweiz ist eine der ältesten Tourismusregionen Deutschlands. Der Fremdenverkehr hatte seine Anfänge bereits Ende des 18. Jahrhunderts.

Damals hießen Touristen noch „Sommerfrischler“ und die Fränkische Schweiz noch „Muggendorfer Gebürg“.

1829 verwendete der Bamberger Kaufmann Kurt Heller den Begriff „Fränkische Schweiz“ zum ersten Mal: „Was die Schweiz im Großen gibt, findet man hier im verjüngten Maßstab“ schrieb Heller in seinem Buch „Muggendorf und seine Umgebung oder die Fränkische Schweiz“.

Von da an ging es mit den Besucherzahlen steil Berg auf. Die Erschließung der Region mit einem Eisenbahnnetz tat ihr Übriges.

Mit dem Wohnmobil durch die Fränkische Schweiz –

Das Muggendorfer Gebürg heute

Der Erlebnisfaktor in der Region ist hoch. Der Tourismus ist neben dem Obstanbau ein wichtiger Wirtschaftszweig. Trotzdem konnte sich die Fränkische Schweiz ihre Bodenständigkeit bewahren.

Heute kommen vor allem Naturliebhaber: Kletterer, Wanderer, Radler, Kanufahrer und Fliegenfischer. Letztere schätzen den ruhigen Strom der Wiesent.

Für Wohnmobil-Reisende bietet die Region viele Camping- und Stellplätze. Auch zahlreiche kleine Brauereien bieten Übernachtungsplätze auf ihreGelände an.

Die Fränkische Schweiz erleben

Spätestens im November fällt die Fränkische Schweiz in einen tiefen Dornröschen-Schlaf, aus dem sie alljährlich mit den ersten Sonnenstrahlen um Ostern herum wiedererwacht.

Dann putzen sich die Dörfer heraus und schmücken ihre Osterbrunnen. Die Biergärten öffnen wieder und auch die alte Dampfbahn, die zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle verkehrt, nimmt ab dem 1. Mai wieder Fahrt auf.

Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz
Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz

Besonders gut lässt sich die Region mit dem Wohnmobil und zu Fuß erleben.

Unter Kletterern sind die Kalksteine der „Fränkischen“ – wie sie landläufig genannt wird – längst kein Geheimtipp mehr. Inzwischen gibt es rund 10.000 Routen in allen Schwierigkeitsgraden. Allerdings sollte man über die nötige Erfahrung verfügen und ohne Kenntnisse und entsprechende Ausrüstung keinesfalls alleine in eine Route einsteigen.

Zum Wandern hingegen ist die Fränkische Schweiz für jedermann gut geeignet. Es gibt ein nahezu unerschöpfliches Wegenetz, das von leichten und kurzen Familienwanderungen entlang der Wiesent bis hin zu langen Mehr-Tagestouren über die steilen Hügeln geht.

Und wenn man sich beim Wandern um eines keine Gedanken machen muss, dann ist es der Proviant.

„A Seidla, bittschön!“
Die Brauereien der Fränkischen

Wandern macht natürlich hungrig und durstig. Welch ein Glück, dass man in der Region nie lange Durststrecken überwinden muss.

Mit ihren rund 70 kleinen Brauereien verfügt die Region über die höchste Brauerei-Dichte weltweit. Das hat Oberfranken den Beinahmen „Bier-Franken“ eingebracht.

In der Regel schließt sich der Brauerei ein Gasthaus, meistens sogar mit Biergarten an. Hier kann man ein herrlich kühles „Seidla“ – die fränkische Maßeinheit für einen halben Liter Bier genießen.

Ein typisch fränkisches Essen zum Seidla sind Schäufele, die fränkische Variante des Schweinebratens – serviert mit Knochen und knuspriger Speckschwarte.

Aber auch Forelle Müllerin, Karpfen blau oder einfach nur „Kloß mit Soß“ (das Kindergericht schlechthin in Franken!) sind wahre Delikatessen.

Einmalig in ihrer Vielfalt sind wohl die verschiedenen Brauerei-Wanderwege in der Region.

Abkühlung an heißen Sommertagen

Wer hat sich Jahrhundertsommer 2018 nicht nach ein bisschen Abkühlung gesehnt? Klar, das geht natürlich prima im Schwimmbad.

Seen, Schwimmbäder und Thermen

Mit dem Höhenschwimmbad in Gößweinstein und dem Felsenbad in Pottenstein gibt es in der Fränkischen gleich zwei Naturfreibäder. Das Höhenschwimmbad in Gößweinstein ist sogar gratis.

Ein herrlicher Badesee mit einfachem Wohnmobilstellplatz gibt es in Heiligenstadt.

Wer es etwas ruhiger mag, sollte die Therme Obernsees besuchen. Neben einem Erlebnisbereich für Familien bietet die Therme verschiedene Saunen und einen Wellnessbereich an. Direkt an die Therme angeschlossen ist ein sehr schöner Wohnmobil-Stellplatz.

Die Höhlen der Fränkischen Schweiz

Eine konstant kühle und zugleich spannende Alternative ist der Besuch in einer der über 1.000 Höhlen in der Fränkischen Schweiz.

Für jedermann erschlossen sind die drei großen Schauhöhlen, die Binghöhle bei Streitberg, die Teufelshöhle bei Pottenstein und die Sophienhöhle bei Burg Rabenstein, in der Nähe von Tüchersfeld.

Des Frankens heiliger Berg – des „Walberla“

Blick auf das Walberla
Blick auf das Walberla

Das – respektive DES „Walberla“ ist ein fränkisches Wahrzeichen. Eigentlich heißt dieser auffällige, inmitten der fränkischen Schweiz gelegene Ausliegerberg „Ehrenbürg“. Einem Franken würde das allerdings niemals über die Lippen kommen. Nur 750 m südlich vom Walberla ragt der Gipfel des Rodensteins in den Himmel. Einen Katzensprung entfernt von Walberla und Rodenstein liegt das idyllisches Fachwerkstädtchen Forchheim.

Eine schöne, etwa zweistündige Wanderung über das Walberla und den Rodenstein mit herrlichen Ausblicken kann man von Kirchehrenbach aus unternehmen.

Die Burgen in der Fränkischen Schweiz

Wenn man durch die Täler streift hat man schnell das Gefühl, dass sich hinter jeder Wegbiegung eine neue Burg oder sogar ein altes Schloss versteckt.

Der Schein trügt nicht – mit den rund 170 Burgen, Schlössern und Ruinen kann man sich durchaus ins Mittelalter zurückversetzt fühlen.

Einige der Anlagen sind in Privatbesitz und bis heute bewohnt. Einige der alten Gemäuer können besichtigt werden, darunter:

  • Burg Eggloffstein: Thront hoch über dem Trubachtal in der Gemeide Eggloffstein. Der Burgherrr, Albrecht Freiherr von und zu Eggloffstein bietet in den Sommermonaten regelmäßig Besichtigungen an.

  • Burg Gößweinstein: Die fast 1.000 Jahre alte Burg Gößweinstein liegt etwa 100 Meter über dem Ortskern. Von Ostern bis Oktober kann die Burg besichtigt werden, im Sommer gibt es in der Burg sogar einen kleinen Biergarten.

  • Burg Pottenstein: Mitten auf einem massiven Felsen und hoch über der Püttlach wurde die Burg Pottenstein im 11. Jahrhundert errichtet. Sie ist eine der ältesten Burgen der Region. Von Karfreitag bis Ende Oktober kann die Anlage besichtigt werden.

  • Schloss Greifenstein: Nur einen Steinwurf von Heiligenstedt in Oberfranken entfernt liegt Schloss Greifenstein. Bereits seit dem 17. Jahrhundert ist es sie im Besitz derer zu Stauffenberg. Das Schloss kann fast das ganze Jahr über besichtigt werden, ab Heiligenstadt führ ein schöner Wanderweg zur Anlage.

  • Burg Rabenstein: Die mächtige Burg Rabenstein liegt im Ahorntal und ist heute eine richtige „Erlebnis-Burg“: neben Führungen durch die Burg kann man bei einer Falkner-Vorführung Falken bei der Jagt zusehen. Beim jährlichen Mittelaltermarkt kann man sich wie vor 500 Jahren fühlen.
  • Burgruine Neideck: Die Burgruie Neideck über dem Wiesenttal ist ein Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz. Die Ruine kann das ganze Jahr über kostenlos besichtigt werden.

Besondere Ortschaften

Typisch für die Fränkische Schweiz sind die Fachwerkhäuser, die vielerorts das Bild der Dörfer und Städte prägen. Man sollte sich etwas Zeit nehmen und hier oder da einen kleinen Spaziergang durch die Ortschaften unternehmen.

Ortschaften rund um´s Wiesenttal:

Das Wiesenttal ist die „Hauptschlagader“ der Fränkischen Schweiz. Zahlreiche sehenswerte Orte liegen entlang der Wiesent und der dahinter gelegenen Püttlach:

  • Ebermannstadt: Ebermannstadt ist sozusagen das „Tor in die Fränkische Schweiz“. In der „Tourismuszentrale Fränksiche Schweiz“ (Oberes Tor 1, direkt in der Nähe des Wohnmobil-Stellplatzes) gibt es zahlreiche Informationen über die Region. Auch ein Abstecher auf den Marktplatz von Ebermannstadt lohnt.
  • Streitberg und Muggendorf: Die beiden Dörfer sind mit die ältesten Tourismusorte der Region. Sehnswert sind die Binghöhle, eine für jedermann zugängliche Schauhöhle und Burgruine Neideck.
  • Burggailenreuth: ein kleiner aber sehr schön anzusehender Ort ist Burggailenreuth. Eine schöne Wanderung führt von Gößweinstein über Burggailenreuth zum Naturdenkmal Esperhöhle.
  • Tüchersfeld: Den ungeschlagenen Spitzenreiter unter den Ansichtskartenmotiven findet man im Übrigen in Tüchersfeld: zwei spitze Felsnadeln, die hoch in den Himmel ragen. Davor ein Fachwerkhaus, indem im Übrigen das „Fränische Schweiz Museum“ untergebracht ist.
Tüchersfeld
  • Gößweinstein: Hauptattraktion in Gößweinstein ist neben der Burg die alte Wallfahrtsbasilika. Hinter der Basilika führt ein kleiner Weg hinauf auf einen schönen Aussichtspunkt.
  • Pottenstein: In Pottenstein laufen mit dem Püttlach-, dem Wiesent-, dem Weihersbach- und dem Haselbrunnbachtal gelich vier Täler zusammen. Hoch über dem Ort thront die alte Burg. Die „Pottensteiner Erlebnismeile“ ist vor allem für Kinder ein Highlight. Ab Ende März öffnet auch die Teufelshöhle ihre Pforten wieder
Osterbrunnen Pottenstein
Osterbrunnen in Pottenstein, im Hintergrund typische Fachwerkhäuser

Weitere schöne Ortschaften:

  • Forchheim: Forchheim ist eine schmucke Kleinstadt mit gut 32.000 Einwohnern. Der Ortskern rund um den Marktplatz ist geprägt von historischen Fachwerkhäusern.
  • Buttenheim: Buttenheim, ist der Geburtsort von Levi Strauss, dem Erfinder der Jeans. In seinem Geburtshaus ist heute ein sehr sehswertes Museum eingerichtet – ein Muss für alle Jeans-Liebhaber.
  • Egloffstein: Der kleine Ort Egloffstein lohnt alleine schon deshalb, weil man den Besuch mit einer Fahrt durch das herrliche Trubachtal verbinden kann. Die Burg kann an bestimmten Terminen besichtigt werden. Am Paradiesweg hat sich
    Manfred Ritter mit dem „Barockgarten“ sein eigenes Garten-Paradies zusammengetragen.
  • Hiltpoltstein: Im Süden der Fränkischen Schweiz liegt Hiltpoltstein. Auch wenn die Burg nicht besichtigt werden kann, lohnt ein Spaziergang rund um die Anlage.
  • Heiligenstadt: Heiligenstadt ist eine schöne Marktgemeinde im Leinleitertal, unterhalb von Schloss Greifenstein. Im Sommer gibt es in Heiligenstadt einen sehr schönen Badesee mit Wohnmobilstellplatz.

Fazit: alleine Reisen mit dem Wohnmobil

Auf eine ganz besondere Weise hat es fast sogar Spaß gemacht, einmal alleine unterwegs zu sein. Der Vorteil ist, dass man den Tag frei einteilen kann und auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen muss.

Einparken kann ich spätestens jetzt auch ganz gut alleine. Einen Übernachtungsplatz zu finden, auf dem man sich auch als Frau nachts sicher fühlt war auch kein Problem.

Vielleicht habe ich mich sogar mit noch mehr Menschen unterhalten als sonst.

Der große Nachteil ist, dass man die Erlebnisse und Dinge über die man sich freut mit niemandem teilen kann. Das macht das Reisen für mich nämlich auch ein Stück weit aus.

Trotzdem weiß ich, dass diese Reise sicherlich nicht die letzte war, ich die ich alleine unternommen habe.

Zum Schluss habe ich noch eine Frage an die „Fahrerinnen“ unter euch: wart ihr schon einmal alleine unterwegs und falls ja, wie erging es euch denn dabei?

Schreibt mir eure Erfahrungen gerne unten in einem kleinen Kommentar, ich würde mich sehr freuen!

Zum Weiterlesen:

Annalena Bauer
Annalena Bauerhttps://www.ausflugsbox.de
"In Bayern daheim - in der Welt zu Hause". Auch wenn Annalena beruflich viel und gerne weltweit unterwegs ist, gefällt es ihr "dahoam" schließlich doch am Besten. Mit "dahoam" ist allerdings nicht das heimische Wohnzimmer, sondern vielmehr Bayern und der Alpenraum gemeint. Ob zu Fuß oder mit dem Rad - Hauptsache in der Natur!

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Kommentare

  1. Schöner Beitrag über die Fränkische 🙂
    Auch ich bin ab und zu allein im Wohnmobil unterwegs und finde es einfach nur fantastisch. Meist stehe ich dabei frei oder suche mir einen kleinen Wohnmobilstellplatz ohne großen Schnickschnack. Das ist ein Garant für Ruhe und einfach nur Natur genießen.
    Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß bei Euren Touren
    Viele Grüße aus Dittelbrunn
    Melanie

    • Hallo Melanie,

      es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt.
      Bei mir wird´s auch nicht die letzte Tour gewesen sein, die ich alleine unternommen habe.
      Dir auch noch ganz viel Spaß bei deinen weiteren Touren!

      Liebe Grüße,
      Annalena

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